26. Juli 2014

Durchgeatmet

"...der Hektik entkommen, die Ruhe erklommen. Lassen sein, was wir jagen, bei Tag und in der Nacht, gehen ein Schritt zurück, und geben acht. Atmen tief durch, nehmen wahr und leben nun, fühlen uns frei, genießen das nichts-tun. Geschmack erfinden wir neu, was der Gaumen genießt, erfinden uns innerlich neu, lassen raus was in uns sprießt..."









23. Juli 2014

Nachtwärme

Alle Jahre wieder... denke ich, und ein zartes Lächeln taucht in meinem Gesicht auf.
Draußen ist es schon lange dunkel, und die Turmuhr in der Ferne schlägt gerade zur ersten Stunde des neuen Tages.
Es ist warm, so wunderschön warm, wie es jedes Jahr in der Hitzeperiode ist. Wenn selbst nach dem Duschen sich schon der nächste dünne Schweißfilm auf der Haut bildet, hat der Sommer seinen Höhepunkt erreicht. Es ist einfach zu warm, um schlafen zu können, und ich bin froh, dass ich nicht früh aus dem Bett muss.
Alle Jahre wieder...
Ich liege im Dunkeln auf mein zerwühltes Bett, die Decke weit entfernt. Mein Rücken drückt sich in die weiche Matratze und mein Po lehnt an der kühlen Wand. Meine Beine sind nach oben hin der Wand entlang ausgestreckt und meine Arme ausgebreitet. So liege ich einfach nur da, und genieße. Ich denke nicht an morgen, nicht an nächste Woche, und auch nicht was gestern war, sondern bin einfach nur hier. Wenn man es schafft, die vielen Gedanken mal zur Seite zu drängen, scheint einem die Zeit unendlich zu sein.
Alle Jahre wieder im Sommer, wenn das Zimmer aufgeheitzt ist, und an Schlaf nicht zu denken ist. Ich liebe es.
Meine Balkontür ist weit aufgerissen, die anderen Fenster angeklappt. Eine sanfte Brise weht durch meine Wohnung, sucht sich den Weg zwischen all den Gegenständen. Heute lausche ich nur die raschelnden Blätter, die von draußen entfernt zu mir dringen, mal kräftig, mal dezent. Das Gewitter ist nicht mehr weit. Ich höre auch ein paar wenige Grillen zirpen, als wäre ich irgendwo draußen im Grünen. Ab und zu ruft ein Eule, und manchmal höre ich Tiere, die ich nicht bestimmen kann.
Ich spüre allmählich, wie es in meinen Füßen anfängt zu kribbeln. Es wird nach und nach intensiver und klettert meinen Beinen hinunter. Ich halte durch, bis die Wärme einsetzte. Ich lasse meine Beine nach rechts aufs Bett plumpsen und rolle mich herum, suche nach einer anderen, angenehmen Position, und ignoriere die Hitze, die in mir aufkommt.
Es ist so warm, und der laue Luftzug ist nur bei Nacht eine angenehme Abwechslung. Am Tag heitzt sich die Stadt dermaßen auf, dass man zwischen den Straßen kaum zum atmen kommt. Viele Klimaanlagen sind schon längst hinüber, die stickige Luft hindert den meisten Menschen auf ihren Weg. Wir kämpfen uns durch 35 Grad, so wie wir es im Winter bei -20 tun.
So ist es nun mal.
Und haben wir den Tag geschafft, nutzen wir die Nachtstunden, um unseren Körper aufzutanken.
Es ist immer das, was man selbst draus macht. Man kann stöhnend vor dem Fernsehr sitzen, oder wie ich, lächeln, die Arme ausstrecken, und einfach nur im Hier und Jetzt sein.

10. Juli 2014

Die Schwere in mir

Ich wache auf und etwas Schweres hängt über mir. Ich werfe die Decke zurück und will mich aufstützen, und augenblicklich merke ich, das mir die Rückenpartie schmerzt. Ich sinke wieder zurück, gehe es langsam an, versuche mich an gestern zu erinnern.
Doch meine Gedanken sind betrübt. Ein Schleier hat sich in meinem Kopf ausgebreitet, und lässt kaum etwas durchkommen. Ich verschmeiße die Gedanken an gestern und bin einfach nur hier. Hier in der Gegenwart. Versuche nicht zu denken, nichts zu fühlen. Das Schwere lässt es nicht zu.
Ich fühle mich erschöpft, müde. Ich schaue auf die winzige Ziffernanzeige neben meinem Bett und die roten Zahlen sagen mir, dass ich ausreichend geschlafen hatte.
Und doch zerrt da was an mir, was mich zurückholen möchte.
Ich habe noch einige Stunden Zeit bis zur Arbeit, überlege, was ich machen wollte. Hatte ich Pläne für den Vormittag?
Ich weiß es nicht.
Ich schaffe es, mich aus dem Bett zu schälen. Ich seufze schwer und gehe auf die Toilette. Anschließend mache ich mir einen Kräutertee, in der Hoffnung er würde mich etwas beflügeln.
Mein Bett ist wie ein Magnet, und so mache ich es mir wieder gemütlich, ziehe die Decke über mir und sitze da, während ich warte, dass mein Tee abkühlt.
Erinnerungsfetzen meines Traumes kehren langsam zurück. Gute sowie schlechte. Emotionen steigen in mir hoch.
Ich seufze wieder.
Ich brauche Luft, also stehe ich widerwillig auf um die Balkontür aufzureißen. Ich kehre zurück, lasse mich ins Bett plumpsen und schließe die Augen.
Ich gebe nach und rede mir ein, dass wenn mein Körper Ruhe braucht, soll er die bekommen.
Es dauert auch nicht lange da nicke ich, unter den Geräuschen von draußen, ein.
Wieder taumele ich durch Träume. Orte und Personen verschwimmen und ändern sich. Leuchtende Farben tauchen wagen umher.
Eine halbe Stunde später wache ich auf.
Ich sehe nur wenig, meine Gliedmaßen sind eingeschlafen und prickeln. Ich taumle schweren Ganges ins Bad, will in den Spiegel sehen und erschrecke, als mein gespiegelter Oberkörper mir knallrot gegenüber steht.
Und dann sehe ich mich selbst, wie ich vor dem Spiegel stehe. Ich sehe mich selbst, meine Haut ist normal. Doch mein Spiegelbild zeigt etwas anderes. Überall rote Flecken, rote Pickel, und diese Steifheit, dieses kribbeln in meine Gliedmaßen. Mein Blick ähnelt einen Tunnelblick, die Schwere auf mir lastet gewaltig.
Und ehe ich mich fragen kann, was hier los ist, wache ich auf.
Ich wache erneuert auf, diesmal richtig. Der Traum hat mich erstreckt. Ich weiß nicht wie lange es her ist, dass ich dieses Ereignis hatte. Überzeugt zu sein, dass man aufwacht, aber nicht im Hier und Jetzt. Das Bad in meinem Traum stammt aus meiner ersten Wohnung, was mir als erstes in den Sinn kommt.
Ich spüre immer noch diese Last auf und in mir, mein Gesicht fühlt sich zerknautscht an und die Muskeln im Rücken schmerzen weiter. Ich stehe auf, reiße mich los und betrachte mich im Spiegel.
Alles in Ordnung. Die Haut um meine weißen Hemdträger herum ist normal, meine Haare türmen wirr auf meinem Kopf.
Ich gehe in die Küche und trinke ein Schluck Wasser. Mir fällt mein Tee wieder ein, also kehre ich zurück, zurück zu meinen Magneten.
Ich sitze im Bett, ignoriere die Wärme, die langsam von draußen durch die offene Balkontür schleicht.
Ich will nicht noch einmal einschlafen.
Meine Hände krallen sich an meine Teetasse. Ich blicke umher, suche Ablenkung. Fernsehen möchte ich nicht schauen, also schnappe ich mir ein Buch, tauche woanders hin ab. Und so verharre ich, bis es Zeit wird, sich für die Arbeit fertig zu machen, die Last auf mich begleitend.